von Michael Picard

Deutschland und Europa am Scheideweg – Teil 1: Lassen wir uns von anderen platt machen?

Deutschland war lange ein Leuchtturm wirtschaftlicher Stärke. „Made in Germany“ stand für Präzision, Ingenieurskunst, Zuverlässigkeit und Wertschöpfung.

Maschinenbau, Automobilindustrie, Chemie, Elektro-Industrie und hoch spezialisierte Mittelständler galten jahrzehntelang als unangefochtene Weltmarktführer in vielen Nischen. Doch unser „Tanker“ wankt bedrohlich.

Wofür stehen wir eigentlich noch in der Welt?

1. Die Realität: Deutschland verliert Boden

Deutschland ist zwar die drittgrößte Volkswirtschaft der Welt und größter Binnenmarkt in der EU, doch der Vorsprung schmilzt. Massiver Druck kommt von den großen wirtschaftlichen Rivalen:

• Die USA und China geben den Takt vor – nicht nur in Technologie, sondern in Investitionsvolumen, Innovationsgeschwindigkeit und Marktstrategie.
• China ist erstmals in den Top-10 der innovativsten Länder laut UN-Index, Deutschland ist herausgefallen.
• Europa ist im globalen Innovationsranking insgesamt schwächer als die USA und China – selbst Großbritannien und einige kleinere Staaten überholen Deutschland regelmäßig.

2. KI und Robotik: die Brand-Beschleuniger

Während in den USA und in Teilen Asiens KI und humanoide Robotik auf breiter Basis entstehen und implementiert werden, wirkt Deutschland trotz Initiativen träge. Viele deutsche Unternehmen wollen in KI investieren, doch private Kapitalausstattung, digitale Infrastruktur und regulatorische Rahmenbedingungen bremsen den realen Einsatz und die Innovation deutlich stärker als in den USA oder China. Deutschland hat zwar Potenzial – aber es wird nicht schnell genug genutzt.

3. Bürokratie, Ethikdiskussion und Fragmentierung wirken wie Bremsklötze

In Deutschland und Europa sind Diskussionen über Datenschutz, ethische KI-Regulierung und regulatorische Sicherheit wichtig – aber sie ufern oft aus und verzögern Entscheidungen, statt sie zu beschleunigen.

In den USA und in China dagegen werden Systeme schnell und pragmatisch bei Infrastruktur und Daten aufgebaut.

Deutschland und Europa geraten hier in eine Art „Innovationsfalle“: zu viel Debatte, zu wenig Umsetzung.

4. Politik, Autokratie und geopolitische Blockbildung

Parallel zu technologischen Entwicklungen verliert Europa auch politisch an Einfluss:

• Die Demokratien USA und Europa stehen autokratischen Systemen wie China gegenüber, die schneller handeln – sei es bei Infrastrukturprojekten oder bei strategischen Entscheidungen (Spoiler: die Führung der USA wirkt manchmal auch schon mehr „Zarenhaft“ als demokratisch).
• Europa agiert zersplittert: zig Staaten mit eigenen Interessen statt eines starken, geeinten Blocks.
• Populismus und rechte Parteien destabilisieren politische Kontinuität zusätzlich.

Die Folge: Europa wirkt wie eine Amöbe, die kaum fassbar ist – und zögerlich, fast amateurhaft strategisch handelt, wenn es um übergreifende Machtfragen geht. Klare Kante fehlt?

5. Wenn wir so weitermachen, verlieren unsere Enkel

Das Szenario klingt desaströs, doch – es ist leider eine mögliche Zukunft. Die Wohlstandsvorteile, die unsere Eltern aufgebaut haben, stehen zur Disposition:

• Deutschland verliert Marktanteile in zentralen Industrien.
• Europa verliert Innovationsführerschaft.
• Politische Einflussmöglichkeiten schwinden.
• Entscheidungen werden nicht mehr in Europa getroffen, sondern für Europa von anderen geformt.

6. Wo Deutschland und Europa heute noch stark sind

Gibt es noch Stärken, auf die wir uns besinnen müssen? Ja, wir haben definitiv global konkurrenzfähige Bereiche, doch agieren sie aktuell nicht aggressiv und innovativ genug:

• Automobil- und Maschinenbau: weiterhin technologisch stark, wenn auch rückläufig im relativen Wettbewerb.
• Chemische und Elektro-Industrie: großer Exportanteil mit internationaler Bedeutung.
• Medizintechnik und Biotechnologie: Deutschland ist Drittgrößter weltweit in Medizintechnik – ein Bereich mit Zukunftspotential.
• Mittelstand: hohe Flexibilität, Spezialwissen, globale Nischenmärkte.

Noch gibt es Chancen – und mit konsequenter, schneller Integration von Digitalisierung, AI und Robotik können diese genutzt werden.

7. Doch die Wahrheit ist auch: Wenn wir nicht handeln, gibt es kein „SPÄTER“ mehr

Heute liegen Deutschland und die EU beim Aufbau von KI-Infrastruktur nach wie vor weit hinter USA und China – in Anzahl bedeutender KI-Modelle, in privaten Investitionen, in Forschungsvolumen. Ohne sprunghafte Investitionen, politische Einigung und klare strategische Ausrichtung drohen wir weiter zurückzufallen, in Technologie-Standards, digitaler Souveränität, Produktivität und politischem Einfluss.

8. Was in Deutschland & Europa JETZT tun?

Klar, radikal – keine Wunschlisten:

✅ Einheit schaffen – ein Europa mit strategischer Führung

Europa braucht kein lose verbundenes Netzwerk. Europa muss ein Machtblock werden, strategisch, politisch und wirtschaftlich.

Eine europäische Führungsfigur – ähnlich einem Präsidenten mit klaren Vollmachten – wäre kein Luxus, sondern ein Muss.

✅ Massive Investitionen in KI und Robotik

Nicht nur Forschung – Breiteneinsatz von KI in Produktion, Services, Gesundheitswesen, Bildung und Verwaltung – überall, kombiniert mit:

• steuerlicher Förderung
• Investitionsschub für mittelständische Unternehmen
• Anreize für private Kapitalbeteiligung

✅ Regulatorische Reformen statt Blockade

Datenschutz, Ethik, AI-Gesetze – ja. Aber nicht als Bremsklotz, sondern als Innovationsrahmen, der Unternehmen Handlungssicherheit gibt.

Unternehmer sagen mir: „Ich setze KI nicht ein, weil ich befürchte, ständig mit einem Bein in der Rechtswidrigkeit zu stehen!“

Das wäre aus meiner Sicht jetzt nicht wirklich ein Grund, weil das ja mit der deutschen Bürokratie an der Tagesordnung ist. Skurril: Da werden ja schon Unternehmer vor den Kadi gezerrt, weil sie die Größe der Auszeichnung auf Lebensmitteln um Millimeter verbockt haben – weil sie folgende Regel nicht kannten oder nicht eingehalten haben:

„…Für alle aufgeführten Informationen auf Lebensmitteln gilt: Sie müssen an einer gut sichtbaren Stelle deutlich und unverdeckt lesbar sein und mindestens in 1,2 Millimeter großer Schrift, bezogen auf das kleine „X“ gedruckt werden.“

Wenn das die Dinge sein sollen, die unser Land retten…

✅ Gemeinsame europäische Industrie- und Innovationsstrategie

Europa hat Kerntechnologien, in denen es noch Exzellenz hat, oder schnell globale Führerschaft erlangen kann.

Beispiele:
● KI-integrated Manufacturing
● Medizintechnik + Health-Tech
● Energie-Tech & Nachhaltigkeit
● Plattformtechnologien für smarte Industrie

✅ Politische Stabilisierung & Zukunftsorientierung

Ein geeintes Europa braucht klare Narrative, stabile Institutionen und eine gemeinsame Vision jenseits kurzfristiger nationaler Interessen. Nur so entstehen strategische Entscheidungen, die über Legislaturperioden hinaus Wirkung entfalten.

Vielleicht könnte die „Koalition der Willigen“ in engem Verbund mit starken Wirtschaftsvertretern zum Auslöser werden!!

Die Uhr tickt – schneller als wir denken. Deutschland und Europa stehen an einem historischen Wendepunkt.

Die Gegner sind nicht unbesiegbar. Aber sie sind schneller, mutiger und strategisch geschlossener.

Wenn wir nicht umdenken, droht Europa immer weiter zurückzufallen – nicht nur wirtschaftlich, sondern auch politisch.

Die Frage ist nicht: Haben wir Zeit? Die Frage lautet: Wie viel Zeit haben wir noch?

Allein der Blick auf die technologische Entwicklung da draußen gibt uns eine klare Antwort: „Keine Zeit mehr abzuwarten. Das Wort „SPÄTER“ gehört aus dem Wortschatz gestrichen.“

Wir erleben gerade das größte Update der Arbeitswelt aller Zeiten. KI und humanoide Robotik werden alles bisher Dagewesene auf den Kopf stellen. Die Welle rollt bereits.

Unternehmen, die diese Entwicklung verpassen, werden ums Überleben kämpfen. Doch Unternehmer können diese Welle reiten und helfen, Deutschland wieder stark zu machen – wenn sie sich rechtzeitig vorbereiten.

Eine Schlüsselrolle in dieser neuen Arbeitswelt spielt Human Resources!

Machen Sie Ihr HR zum Erfolgstreiber und Leader für die Mensch-KI-Maschine-Transformation.

Die Rolle für HR: Lead the Connection between People and AI

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